Mit Luigi durch das Land der Skipetaren Juni 2025

Die Älteren unter euch erinnern sich vielleicht noch an die durchwachten Nächte, in denen wir uns mit der Taschenlampe unter der Bettdecke durch die Abenteuer unserer Jugendhelden gelesen haben. Winnetou, Old Shatterhand und Kara ben Nemsi raubten uns den Atem und Schlaf. Der Autor Karl May hat nie auch nur ein Land seiner Helden betreten, wir werden es für ihn tun! Albanien ist das Ziel unserer diesjährigen Reise und Euch nehmen wir mit.

Mittwoch: Stausurfen 1

 Luigi ist startbereit, ausgestattet mit neuem Wasserhahn und Parksensoren für den Lastenträger ( zwei teure Rücklichter sind genug) ist er bestens gerüstet. Wir auch, nach einem anstrengenden Boulewochende haben zwei Nächte ausgereicht  um unsere Tanks zu füllen.

 Der ADAC warnt vor hohem Verkehrsaufkommen, pah, da sollen die anderen stehen, Luigi, ganz Italiener, wird überall durchschlüpfen! Zehn Stunden später sind wir eine Erfahrung reicher, auch für Luigi ist ein Stau ein Stau. Wir nähern uns im Schritttempo unserem ersten Etappenziel Golling.

War zwar anders geplant, egal, wir haben den gleichen Campingplatz erreicht, der uns vor drei Jahren beherbergt hat. Regenschirm raus, das Gasthaus Goldene Traube stillt Hunger und Durst. Der Regen trommelt uns in den verdienten Schlaf.

Donnerstag: Stausurfen 2

Na sowas, nach anfänglich ruhigen Verkehr hat uns zu High Noon der Stau eingeholt. In sanften Wellenbewegungen gleiten wir unserem nächsten Ziel entgegen.

Bibinje liegt in der Nähe von Zadar, deutlich kleiner und ruhiger. Auf einem Mini Campingplatz finden wir ein Plätzchen. (30€) Wir bewegen uns mit knurrendem Magen in Richtung Dorfkern und finden am Minihafen das Ribar Jere, mit Blick auf den Sonnenuntergang gibt es ein leckeres Essen. Noch ein paar Zeilen lesen, dann Kräfte sammeln für die nächste Etappe, hoffentlich ohne Stau. Kaum ist das Licht aus, umsirren uns ungebetene Gäste: Schnaken! Also Licht an und jagen. Die Erste fällt sofort, mit schneller Hand arbeite ich sie in die Wandoberfläche. Das wars, Licht aus. Ssssiiirrr, Ssssiiirrr, Ssssiiirrr, da haben wohl welche überlebt. Licht an, selbst die scharfsichtige Ina sieht keine. Also Licht aus, Ssssiiirrr, Ssssiiirrr, Ssssiiirrr, Licht an, keine zu sehen. Das müssen Tarnkappenmücken sein, nur die erste hatte einen Defekt. Ich gebe auf, nehmt mein Blut, trinkt euch satt und lasst uns schlafen gehen.

Freitag:

Drei Grenzen und ein Polizist

Der Tag beginnt sonnig und staufrei, super. Heute werden wir drei Grenzen überschreiten, die schönen Landschaften genießen und entspannt in Shkodra eintreffen so der Plan….Der erste Grenzübertritt nach Bosnien-Herzegowina war problemlos, die Straßen nicht. Eine mit Schlaglöchern übersäte Piste führt uns in Richtung Montenegro. Wir schlängeln uns durch enge Dörfchen, immer die 40 km/h beachtend. Nach dem Ortsausgang aufs Gas mit 60 km/h zum nächsten Dorf. Manchmal krampft meine Wade und ich fahre ein bisschen schneller. Das rächt sich umgehend, eine kleine Kelle winkt uns an den Straßenrand, What the fuck, wollen die ein Autogramm von den Held*innen (gegendert) der Straße? Nee, die wollen Euros, ein kleiner, kugelrunder Polizist kommt lächelnd ans Seitenfenster, Führerschein bitte, immerhin sagt er noch „bitte“. Die Behauptung, ich wäre 75 km/h statt 40 km/h gefahren endet in einer Zahlungsaufforderung, 50€ soll ich löhnen! Luigi und zu schnell, das kann doch gar nicht sein! Ich und Ina deuten einen Tränenausbruch an, das erweicht das korrupte Polizistenherz, neue Forderung 25€, zähneknirschend überreiche ich einen 50€ Schein bye bye Money. Noch immer lächelnd zieht er ein Bündel Euroscheine hervor und gibt uns das Wechselgeld. Strafzettel, Quittung? nein, ein Schelm der Böses dabei denkt. Freudestrahlend verabschiedet er sich mit “give me five“. Zur Strafe für uns verschlechtert sich die Straße nochmals.

Wir sehen aber, dass mit chinesischer Hilfe an einer Verbesserung gearbeitet wird (siehe Video, die Fahnen).

Grenze 2: Ein freundlicher, deutsch sprechender Grenzer (3 Jahre Frankfurt)  empfängt uns in Montenegro. Auch die Straßen sind in bestem Zustand und lassen unsere Durchschnittsgeschwindikeit auf 70 km/h steigen, bis uns einmal kleines schwarzes Auto auf schmaler Strecke viele Kilometer auf Benzin sparende 50km/h ausbremst. Die Schafe tun ein übriges.

 

So wird es halt wieder eine 10 Stunden Fahrt. 

Grenze 3:

 Albanien, Shkodra, endlich am Ziel, noch mal schnell im Internet nachschauen, wo war jetzt der Camping? Die im Vorfeld erworbene eSim hat sich noch nicht aktiviert, nix Internet. Ich recherchiere mit teurem deutschen Provider und …. vor unserer Nase ist die Zufahrt zum Platz. Hoffentlich hat es geöffnet…..falscher Ansatz, durch die äußerst niederen Preise ist Albanien scheinbar das El Dorado der deutschen Rentner geworden. Der Platz ist wohl gefüllt mit Wohnmobilen, ein weiteres Rentnermobil? kein Problem, wir füllen eine kleine Lücke zwischen den anderen.

Der Rasen wird hier noch von Hand gemäht, wie schön, schont uns und Umwelt

Die Albanische Meze am Seeufer ein Gedicht. Gute mückenfreie Nacht.

 

Samstag:  Shkodra Ruhetag

Nach dem Frühstück holen wir den Roller vom Bock und fahren zur Burg Rozafa. Ist halt eine Burgruine wie viele andere, steht auf einem Hügel, schöne Aussicht. Einzige Besonderheit: spiegelglatter Zugang, mit diesen glattgelaufenen Steinen sollten wohl die Angreifer ins Straucheln kommen. 

Die City bietet dem neugierigen Besucher nicht allzu viel. Soll uns recht sein.

Das Eis ist kein Highlight, also zurück auf den inzwischen vollen Shkodra Lake Ressort. Für die nächsten zwei Tage buchen wir eine Tour nach Valbona, mit der Fähre über den Komanstausee. 

Sonntag Komansee

Der Bus holt uns um 6.00 h ab. Das heißt aufstehen um 5.15 h, wer will das schon im Urlaub. Wir sind die ersten Fahrgäste, super, wir können uns den Platz aussuchen, leider  zu früh gefreut. Der Fahrer sammelt die anderen Fahrgäste in ganz Shkodra City ein und die haben es nicht so mit der deutschen Pünktlichkeit. Eine Stunde gurken wir durch die Stadt. Dann geht es endlich los. Über schmale Sträßchen fliegen wir dem Ziel entgegen. Schnell wird aus dem Fliegen ein Gleiten, bald ein Schleichen, deshalb die angekündigte lange Fahrzeit. Nach dem Überwinden der Schotterpiste gehts rein in einen dunklen, einspurigen Tunnel, darin quetschen sich Motorräder, Autos, Wohnmobile in Richtung Anlegestelle.

Anlegestelle ist wohl nicht das richtige Wort, eher holprige Rampe, über die die Fahrzeuge gelotst werden. Wie in einer Ölsardine sind die Fahrzeuge aneinander gepresst. Wir werden auch gepresst, als letzte Zusteiger gibt es keinen Sitzplatz mehr. Doch da gibt es noch einen, zwischen einer Gruppe  deutscher Mitfahrer. Nee da ist kein Platz mehr wird frech gelogen, es käme noch jemand. Doch da kommt niemand. Mein Blutdruck steigt und ich versuche eine Einigung. Kein Einsehen ihrerseits. Ich beschimpfe sie ein bisschen als Badetuchtouristen (das sind die, die morgens um 6.00h die Liegen am Pool belegen). Ina sagt: cool down und setzt sich auf die Treppe. Ich werfe die Leutchen in meinen gedanklichen Mülleimer und genieße die Fahrt über den See.

Ein paar böse Blicke gönne ich mir noch beim Aussteigen. Ein Buss bringt uns kurvenreich nach Valbona, ein malerisches Tal mit Alpencharakter.

Unser Gasthaus ist recht neu gebaut. Ein paar Kleinigkeiten fehlen noch zur Perfektion, aber die Aussicht aus unserem Dachzimmer ist umwerfend schön.

Unsere Gastgeber, eher kleingewachsen, dunkler Teint, lässt vermuten, die kommen nicht von hier! Richtig geraten, es sind Volonteers aus Kolumbien, die machen ein weltweites Praktikum. Wir brauchen Bewegung, Kommod bietet uns eine kleine Wanderung an, das machen wir. Danach bissen die Füße hoch.

Das Dinner war eher enttäuschend, ein undefinierbares Stück Fleisch mit handgeschnitzten Pommes, man kann nicht alles haben. Noch dazu ein muffiges Franzosenpaar, das kein Interesse an einem Austausch der erlebten Abenteuer hatte. Also früh ins bequeme Gästebett.

Montag: Rückreise nach Shkodra

Wir werden heute zu einer humanen Zeit abgeholt: 10.30h

Zeit für ein enttäuschendes Frühstück (Pauschal halt) und einen kleinen Spaziergang. In einem Waldstück entdecken wir die seltenen Waldpferde. Sie stehen gut getarnt hinter Bäumen, wieviel könnt ihr sehen?

Die Fähre ist heute überschaubar gefüllt, wir sind die ersten auf dem Schiff und besetzen die oberste Plattform.

Die Rückfahrt auch schön, man hat halt alles schon gesehen.

Die Sitzplätze im Shuttle sind bis auf die hinteren besetzt, die nehmen wir halt, schwerer Fehler. Wir hüpfen auf unseren Sitzen wie Rodeoreiter auf und nieder. Schön wars trotzdem. Morgen wechseln wir den Platz und nächtigen an einer Lagune.

 

 

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