Ikaria, Insel des Ikarus, der Piraten, der Roten, und das Geheimnis der „Blue Zone“
Freitag 27.September
Auf der Flucht aus einem Gefängnis auf Kreta benutzte Ikarus Flügel, die sein Vater Dädalus ihm gebaut hatte. Er startete seinen Flug in dem Ort Agia Galini (Kreta). Auf dem Flug ist er der Sonne, so die Mythologie, zu Nahe gekommen. Das Wachs in den Flügeln schmolz durch die Sonnenwärme und Ikarus stürzte vor der Insel Ikaria ins Meer und ertrank. Auch wir kommen der Sonne sehr nah, aber in den Zeiten der Moderne schmilzt kein Wachs an den Flügeln. Wir landen sicher auf Ikaria. Als Anfang der 90er Jahre der Flughafen eröffnet wurde, trauerten die Kommunisten mit schwarzen Fahnen am Rollfeld, zu viel Anbindung an die Welt jenseits von Ikaria war bei einigen Bewohnern scheinbar unerwünscht.
Unser Mietwagen kommt ein bisschen später, das ist halt so auf der Insel. Ich werde die nächsten Tage als Beifahrer verbringen, no driver license, schon vergessen?
Ina steuert unser Wägelchen über die schmalen Straßen nach Armenistis. Schnell zeigt sich, keine Insel für Bleifußfahrer.
Unsere Unterkunft findet Google nicht, da hilft nur der Telefonkontakt mit den Vermietern. Super Idee, nur klappt das erst einmal auch nicht, wir reden aneinander vorbei und das Telefonnavi schickt uns hin und her. Endlich finden wir die aufwärtsführende Schotterpiste die uns zur Unterkunft bringt. Angekommen!!!
Wir haben ein nettes kleine Apartment gebucht, einfach ausgestattet, aber der Meerblick entschädigt uns für alles. Schon die erste Taverne ist die richtige, es wird mehr bestellt, als wir essen können. Das griechische Bier hebt die Laune in Richtung „hier kann man glücklich sein“. Athen? Nur eine Episode auf unsere Reise.
Armenistis liegt in der Nachbarschaft von Christos Raches, hier war Mikis Theodorakis interniert. Der berühmte Komponist, Schriftsteller und Kommunist wurde 1947 mit ca. 15 000 weiteren Kommunisten nach Ikaria deportiert. Nach dem Abzug der deutschen Besatzungsmacht 1944 und wechselnden Regierungen verlor die linke Volksfront in den Kämpfen von 1946 bis 1949 gegen Konservative und Monarchisten den Einfluss, 1947 wurde die KKE verboten. Viele der kommunistischen Exilanten wurden von den Bewohnern Ikarias in ihre Häuser aufgenommen und infiltrierten diese mit ihrer Ideologie.
Tag 2 Ikaria
28.09.
Wir gehen es gemütlich an, kaufen ein bisschen ein und es gibt das erste Frühstück auf der Terrasse. Mit Meerblick!
Wir laufen die drei Kilometer nach Nas. Hier gibt es einen kleinen Strand, der über eine Treppe zu erreichen ist.
Nach dem wir durch eine Bachmündung gewatet sind, steht einem ersten Bad im glasklaren Wasser nichts mehr im Wege. Hier wird textilfrei gebräunt!
Das gab es damals nicht, die Dorfhonoratioren hätten zu Steinen gegriffen.
Die leeren Mägen füllen wir bei Anna, ihre Taverne liegt oberhalb des Strandes. Essen bei Sonnenuntergang. Zufrieden wandern wir zurück nach Armenistis.
Tag3 Ikaria
29.09.
Die Straße nach Nas eignet sich bestens zur Joggingstrecke, sie verläuft über Nas hinaus, immer am Meer entlang, die wenigen Fahrzuge stören uns nicht.
Nach dem Terassenfrühstück fahren wir nach Therma. Das warme, radioaktive Quellwasser mit Radium, Radon und Schwefel soll gegen verschiedene Allergien, Hautkrankheiten, Rheuma und Krankheiten der Lungen helfen. Wie in einem Kurort in Deutschland, trifft man in Therma vor allem auf ältere, kranke Menschen. Therma ist quasi ein Vorort der Insel-Hauptstadt Agios Kirikos. Das Wasser wird unsre Athenverletzungen endgültig heilen. Wir senken den Altersdurchschnitt und unsere Hinterteile in warmes Thermalwasser. Ein Trampelpfad führt zu römischen Badruinen, auch hier soll es eine heiße Quelle geben.
Die Ruinen finden wir die Quelle nicht. So teilen wir das heiße Wasser mit den Kurgästen in einer Höhle zwischen dem Hamam und der Anlegestelle der Fischerboote. Angeblich soll man nach dem Kontakt mit dem Wasser deutlich jünger aussehen, wirkt bei Ina, bei mir nicht.
Nächste Taverne in Armenistis, da kann man einfach nix falsch machen!
Tag 4 Ikaria
30.09.
Heute wandern wir an der Küste entlang von Varkades, nach Langada. Nach Angaben des Historikers Ioannis Melas existierte Langada in den frühen byzantinischen Jahren als Siedlung und blühte zu Beginn des 16. Jahrhunderts nach dem Abzug der Franken auf. Während dieser Zeit zog die Bevölkerung von Ikaria in die natürlichen Zufluchtsorte des westlichen Ikaria.
Eines der wichtigsten ist das Langada-Tal, weil es von den umliegenden Bergen vor dem Meer verborgen war. Dies schützte sie vor den räuberischen Piraten, die in der ganzen Ägäis Angst und Schrecken verbreiteten.
Wir wandern an den steilen Berghängen der Nordküste entlang durch Steineichenwäldchen und Geröllfelder.
Nach ca. 1,5 Stunden erreichen wir Langada.
Neben der kleinen Kirche lebt der einzige Bewohner des in großen Teilen verfallenen Dorfes. Er lebt in einem keinen Steinhaus, das sich an die alte Kirche lehnt. Bei einem griechischen Kaffee kommt kein Gespräch zustande, es fehlen die Sprachkenntnisse auf beiden Seiten.
Kein Netz, kein Übersetzer. So viel verstehen wir, er hat massive Probleme mit seiner rechten Schulter, Ina’s Diagnose: Atlas-Blockade.
Als Dank gibt es ein paar Trauben für den Rückweg.
Wir essen unverändert gut!
Tag 5+6 Ikaria
01.10.+02.10
Ein bisschen Strand.
am 02.10. Jogging
Essen ++++
Tag 7 Ikaria
03.10.2019
Wieder Wandern! Ina’s Bewegungsdrang ist unverändert hoch. Heute wandern wir zu einem High -Light von Ikaria, die Felsenkapelle des Klosters Theokristi. Die angeblich gut markierten Pfade sind eher was für Pfadfinder, wir tun uns schwer, ihnen zu folgen und verbringen die Zeit mit dem Suchen der Markierungen. Ansonsten ist es eine wunderschöne Wanderung auf den von den Urvätern der heutigen Einwohner erstellten Wege. Früher transportierten Esel die Nahrungsmittel zu den Bergdörfern, heute …….
Das Suchen hat sich gelohnt, wir erreichen die Felsenkirche mit dem darunter liegenden Kloster.
Wir bewundern in der Kirche die Fresken aus dem 16. Jahrhundert und nehmen den schon obligatorischen griechischen Kaffee.
Eine angebotene Gesichtscreme und ein Balsamöl kommen ins Gepäck, darin sind sicher klösterliche Heilkräfte enthalten.
Wir finden den nun bekannten Weg leicht zurück. Wir treffen einen Bauern mit Transport-Pferden.
Blue Zone: Ikarianer sind fast vollständig frei von Demenz und einigen der chronischen Krankheiten, jeder dritte schafft es in die 90er. Eine Kombination von Faktoren Geographie, Kultur, Ernährung, Lebensstil und Ausblick verlängern ihr Leben. Sie genießen starken Rotwein, nächtliche Domino-Spiele, Feiern und ein entspanntes Lebenstempo, das Uhren ignoriert. Saubere Luft,
Warme Brisen und unwegsames Gelände bringen sie im Freien zu einem aktiven Lebensstil.