Ikaria Tag 8-14

 

Tag 8 Armenistis, Winde, als die Insel dunkel wurde

04.10.2019

Heute Nacht entwickeln sich aus den leichten Winden stürmische Böen, sie lassen die Dachziegel klappern und befreien die Bäume vom trockenen Geäst. Unser Balkon wird der Lageort. Wir beschließen, das Frühstück findet auswärts statt.

Armenistis hat sich schon lange vom „romantischen“ Fischerdorf mit vor sich hindümpelnden Booten zur touristischen Hauptstadt der Insel verwandelt. Doch Betonbunker und Touristenabzocke? Fehlanzeige. Die Einwohner haben das Dörfchen moderat an die Wünsche der Besucher angepasst. Es gibt kleine schicke Hotels, Pensionen und private Zimmer, für jeden Geldbeutel findet sich etwas. Das Tavernenangebot hat sich der wenig werdenden Nachfrage im Oktober angepasst. Die Tische und Stühle vieler sind weggepackt und die Fensterläden sind auf Winterstellung. Viele Betreiber der Gourmettempel verbringen den Winter in Athen, erholen sich von den stressigen Sommermonaten und bereichern die Beutelschneider!?

Autotürriegel

Die von Armenistis aus geplante Wanderung brechen wir wetterbedingt ab. Essen wie immer gut und freuen uns auf die Leichtathletik WM, die wir auf dem briefmarkengroßen TV im „Apartment“ schauen wollen. Die Beine hoch, ein Glas Bier, Spannung pur, was will man mehr. Ina springt netterweise bei den Ergebniseinblendungen auf und gibt sie durch, kein Mensch kann sie vom Bett aus lesen.

Die Klimaanlage rülpst, die Glotze wird dunkel, die Straßenlaternen gehen aus, die Insel liegt im Dunkeln. Hat der Schichtwechsel im Elektrizitätswerk nicht geklappt, oder ist da irgendwo der Blitz rein? Der Strom ist und bleibt für die nächsten Stunden weg. Wir stolpern im Dunkeln zu den Koffern und holen die Stirnlampen raus, dann wird halt gelesen. Mitten in der Nacht piepst die Klimaanlage und die Lichter gehen an. Ich halte die Augen geschlossen und Ina macht die Lichter aus.

 

Tag 9 Papas Leuchtturm und eine  kleine Zeitreise

05.10.2019

Heute  fahren wir auf die Südseite der Insel und steuern das Dörfchen Karkinakri an. Der Richtungspfeil: Papas Lighthouse unterbricht die Fahrt, Papa?? Da müssen wir hin, ist sicher auch was für Mütter..

Scheint ein „Sicherheitsgebiet“ zu sein. Es ist mit einem Zaun umgeben. Wir öffnen das mit einem Sicherheitsseil versehene Tor und treten ein in eine wie von Künstlerhand geformte Felsenlandschaft. Nach kurzer Zeit stellt sich heraus, der Zaun verhindert die Flucht der Ziegen und Gänse.

Über den mit den Kunstwerken versehenen Steilhang nähern wir uns dem Papa Leuchtturm.

 

Das letzte Stück sparen wir uns und bewundern die Steine. Das Klettern führt bekanntlich zu Flüssigkeitsverlust, diesen werden wir in Karkinakri ausgleichen.

Dieses „aktive“ Fischerdorf führt uns ein bisschen in Richtung 70er Jahre.

Da liegen noch Fischerboote im Hafen, die Netze werden geflickt und getrocknet

und die Taverne bietet dieses charmante Chaos meiner Jugend. Niemand spricht Englisch, die Einrichtung  gleicht eher einem Wohnzimmer alter Zeiten und es gibt kein Handynetz, super! Was uns auffällt, die griechischen Katzen meiner Jungend waren scheu und ausgezehrt, die heutigen sind wohlgenährt und springen uns auf den Schoß. Wir sind halt Katzenmenschen.

 

Tag 10 Zum Tauchen nach Seychelles Beach, Agios Kirykos

06.10.2019

Heute schlägt ihre große Stunde! Jahrelang führten sie ein Schattendasein, begleiteten uns auf allen Reisen, die Taucherbrillen! Wir werden zum Seychellen Beach fahren und dort den Strand und das glasklare Wasser genießen. Die Gummis der Taucherbrillen geben beim Packen ein fröhliches Quietschen von sich. Um den „Geheimtip“ zu erreichen, müssen wir über die Passstraßen der Insel auf die Südseite fahren.

 

Während der Fahrt machen wir Atemübungen. Apnoetaucher können bis zu 24 Minuten!!!!! die Luft anhalten, da wollen wir auch hin. Ein dunkler Tunnel verstärkt das Tauchgefühl. Atemlos und mit leicht bläulichen Gesichtern nähern wir uns dem „Traumstrand“. Wir  fahren erst mal vorbei, aber so ist das mit Geheimtips, versteckt und wunderschön. Im zweiten Anlauf finden wir den Parkplatz und es zeigt sich, wir sind nicht die einzigen Geheimnisträger.

Eigentlich schön, super Badewetter, schlecht, der Weg führt über eine steile Geröllhalde. Das blaue Meer blitzt durch die Felsspalten, wir sind angekommen. Mit den andern „Geheimnisträgern“ starren wir ratlos auf den kümmerlichen Kiesstreifen. Das ist für uns kein Traumstrand, hier gibt es keinen Taucheinsatz. Für unser Tauchequipment ist das eine weitere Enttäuschung, wieder bleibt es unbenutzt in den Rucksäcken.

Hier bleiben wir nicht, wir fahren zur Inselhauptstadt Agios Kirykos.

Nach einem Kaffee wandern wir um das Städtchen. Alte Ölpressen und rätselhafte Steintürme säumen unseren Weg.

 

 

Wikipedia klärt uns auf, diese Türme waren Fallschächte griechischer Horizontalrad-Wassermühlen.

Beim Auspacken wirkt das Gummi der Taucherbrillen spröde, ob das die Enttäuschung macht oder ist es der natürliche Alterungsprozess!

 

 

Tag 11 Regen, Evdilos, „meine Zündapp“, Gewitter

07.10.2019

Es regnet, jetzt hat uns das Ende des Sommers auch auf Ikaria eingeholt. Wir wandern nicht, sondern besuchen den kleinen Fährhafen Evdilos, hier werden wir in wenigen Tagen die Insel verlassen und Samos für die restliche Zeit besuchen.

Auf dem Rückweg sehe ich mein Gefährt der späten 60er, eine Zündapp KS 50, die ist wie ich ganz schön in die Jahre gekommen. Das waren Zeiten, ich auf meinem Easy Rider Umbau mit 1:25 Mix im Tank und dem Traum von Freiheit im Blut.

Die Saisonuhr ist fast abgelaufen, nur noch wenige Touristen teilen mit uns die Tische in den verbliebenen Tavernen. Die Bedienungen freuen sich auf ihren nahen Urlaub und geben sich entspannt. In der Nacht erinnert uns ein Gewitter an das Sommerende. Noch einmal Stromausfall.

Tag 13 Burgbesuch

09.10.2019

Der Himmel trägt dunkle Regenwolken, sie klammern sich hartnäckig an unser heutiges Ziel: Koskina Castle. Wir werden diesen Berg mit Burg besteigen, komme was wolle!

Wir parken unser Auto neben einer Schotterpiste, Ina verweigert die Weiterfahrt. Wir nähern uns der Anhöhe über ein fruchtbares, mit Weinstöcken bewachsenes Seitental. Die Piste endet ca. 100m unterhalb der „Burg“, Pfadfindern ist wieder angesagt.

Es wird immer steiler und der Weg endet vor der steilen Treppe zum „Burgtor“. Hier ist Schwindelfreiheit von Vorteil. Das Castle ist für uns Mitteleuropäer eher enttäuschend, wer hier gewaltige Maurern und Wehrtürme erwartet, Fehlanzeige. Das einzige, kleine Gebäude besitzt einen kargen Raum mit einem ramponiertenTisch, sonst nix. Die Aussicht über die Insel und die beiden Küsten belohnt den Aufstieg.

 

 

11.10.2019

Heute packen wir die Koffer, es geht nach Samos.

Die Insel Ikaria hat uns sehr gut gefallen:

  • Armenistis ist ein schönes, trotz des zunehmenden Tourismus ruhiges Dörfchen geblieben.
  • Der Verkehr auf den schmalen Straßen hält sich in Grenzen
  • Die wenig befahrene Küstenstraße, die an unserer Unterkunft vorbeiführt, war dadurch eine tolle Laufstrecke.
  • Der Strand am Dorfrand erfüllt mit seinem klaren Wasser alle Touristenwünsche.
  • Die Tavernen bieten den Gästen beste Speisen zu moderaten Preisen.
  • Das Wandern ist, durch die steilen Berghänge bedingt, anstrengend, bietet aber schöne Eindrücke.
  • Die Ikarier sind freundliche Griechen geblieben, die Gastfreundschaft lädt zu weitern Besuchen ein.