„Die große Freiheit“
Nach 56 Jahren kann ich endlich wieder tun und lassen was ich möchte, und das , kann ich Euch sagen, fühlt sich gut an. Warum 56 Jahre? Ganz einfach, ich hatte als Dreijähriger nach dem einmaligen Besuch des von Nonnen geleiteten Kindergartens beschlossen, meine Vorschulzeit ohne Wackelkopf-Neger zu verbringen. (Der Ältere erinnert sich, da gab es doch so eine „Sammelbüchse“ mit einem Negerlein, der nach dem Einwurf einer Münze freudig mit dem Kopf wackelte) Ich verbrachte meine Kinderfreiheit mit den Nachbarskindern glücklich und frei zwischen Hausruinen und dem der Südstadt nahen Wald. Meine Rentnerfreiheit verbringe ich mit Ina zwischen Eisental und da wo’s uns halt hin verschlägt.
Lange vorbei ist die Zeit, als ich mit meinen Leidensgenossen auf der Schulbank saß.
Das heutige Aufsatzthema : „Das schönste Weihnachtsgeschenk“, oder noch besser „Wie ich meinem Nachbarn einen China-Kracher in den Kragen warf“ . Das lange Starren auf die leere Heftseite, die sich nicht mit Worten füllen wollte. Selbst das Schielen Richtung Banknachbarn nützt nix beim Aufsatz abschreiben… das geht ja gar nicht!
Augen auf, ich starre nicht auf eine leere Seite, sondern auf ein leeres Display……
Da hat sich wohl nicht viel geändert.
Doch, ich kann mal eben unterbrechen und mit Ina einen Kaffee trinken oder eine halbe Stunde Kugeln durch die Gegend werfen.
Nach der tränenreichen Verabschiedung im Januar, hatte ich gedacht, such dir ´ne Beschäftigung zum Runterfahren, damit der Übergang vom Chef zum Couchpotato nicht zu heftig wird. Der Plan: ein bisschen an einem Transporter schrauben und mal kurz ein Wohnmobil daraus machen. Bisschen Internet und schon stand ein VW „Schnäppchen“ Crafter im Hof (eigene Geschichte). So wurde es nichts mit lang ausschlafen und nach dem Frühstück Richtung Couch schielen. Morgens kurz nach sieben aufstehen, um acht Uhr auf die „Baustelle“ ,egal welches Wetter und ich sage Euch, es war oft kalt und nass. Es wurde dann mindestens 8 Stunden gesägt, gebohrt, geschraubt und oft geflucht. Nach einer Woche konnte ich meinen ersten und einzigen Helfer Luigi (Ina) rekrutieren. Endlich wieder delegieren!!
Die Tage, Wochen, Monate galoppierten vorbei und der Camper wurde und wurde nicht fertig. Den geplanten Griechenland Urlaub mussten wir streichen, so ist es halt im Business, Arbeit geht vor. Der Bus wurde 500 kg schwerer und ich 4 kg leichter. Mitte Mai endlich der ersehnte und gefürchtete TÜV Termin. Alles lief reibungslos, der Kontrolleur wollte ein Autogramm. Ich küsste den Grünen TÜV Stempel und nach ein paar abschließenden Schrauben war das Auto „LUIGI“ gepackt und wir rollten durch Italien.
In Rom wollten wir eigentlich den Papst auf ein Bier in unserm Bus einladen, er hatte leider keine Zeit. Also ließen wir die heilige Stadt hinter uns und fuhren nach Punta Ala , Toskana. Der Campingplatz erinnert sehr an unser Le Gurp, nur ein bisschen teurer und liegt halt am Mittelmeer. Der Bus macht sich prima, die Solaranlage macht uns autark, kaltes Bier ohne Stromstrippe, klasse!!! (die Panel hatten sich anfangs gewehrt und der erste Klebeversuch ging in die Hosen, aber jetzt sind sie unlösbar mit dem Auto verbunden)
Danach fuhren wir mit Thomas und Margarethe ins Trainingslager an die Ardeche. Auf der Rückreise besuchten wir den Lac d’Annecy. Nach dem 14tägigen Intensiv-Training kam der Luigi für vier Wochen auf den Parkplatz.
Wir feierten Hans-Jörgs 60ten und ich gab für meine Kollegen eine Abschieds-Party im Hof.
Nach dem traditionellen Le Gurp Besuch rollten wir über die Pyrenäen nach Spanien. Wir fuhren mit einer Schmalspurbahn auf dem Artouste, in Torla wurde eine 1200 Höhenmeter Strecke bewältigt. Übernachteten in Naut Aran, dem Skiort des Königs von Spanien, und besuchten Besalú, eine wunderschöne mittelalterliche Stadt. Am Mittelmeer in Cap d Agde vertieften wir unsere Atlantikbräune und gingen zum Abschluss der Rundreise durch Gordes Gassen und wanderten durch die Schlucht Gorges de la Véroncle.
Im Oktober wurde unser Wohnmobil noch einmal gepackt, es ging nach Venedig. Luigi musste draußen bleiben, hier gibt es hauptsächlich Kanäle, viel Wasser keine Straßen, Luigi ist erklärter Nichtschwimmer. Wir fanden ein schönes Campingplatz-Zuhause für ihn in Mestre, Camping Venezia (https://www.camping.info/italien/venetien/camping-venezia-1538?onMap=1). Die Bushaltestelle war direkt am Hinterausgang, Tickets gab es an der Rezeption. Der Reiseführer gab uns einen guten Tip, einfach ohne Plan loslaufen , so fanden wir ein Venedig ohne Rummel. Drei Tage Stadt waren genug, Flucht an den Gardasee. Von nun an zeigte sich Italien von seiner regnerischen Seite, nach einer Nacht waren wir weichgespült. Mit Luigi schwammen wir in Richtung Eisental.
Das waren die Urlaube auf vier Rädern, was noch kam, war die große Rundreise in Kambodscha. Wie es dazu kam und wie es ausging : https://reisen.chris-rapp.de/
Nach Kambodscha kam völlig überraschend Weihnachten und das neue Reisejahr 2017. Schau’n wir mal.
Zwischen den Reisen führten wir ein beschauliches Rentnerleben mit Boule spielen, mit Freunden feiern, sonntäglichen Familientreffen und der Arbeit am Erhalt der sportlichen Fitness. Der Mont Ventoux ruft!!