Die Älteren unter euch erinnern sich vielleicht noch an die durchwachten Nächte, in denen wir uns mit der Taschenlampe unter der Bettdecke durch die Abenteuer unserer Jugendhelden gelesen haben. Winnetou, Old Shatterhand und Kara ben Nemsi raubten uns den Atem und Schlaf. Der Autor Karl May hat nie auch nur ein Land seiner Helden betreten, wir werden es für ihn tun! Albanien ist das Ziel unserer diesjährigen Reise und Euch nehmen wir mit.
Dienstag: Stausurfen 1
Luigi ist startbereit, ausgestattet mit neuem Wasserhahn und Parksensoren für den Lastenträger ( zwei teure Rücklichter sind genug) ist er bestens gerüstet. Wir auch, nach einem anstrengenden Boulewochende haben zwei Nächte ausgereicht um unsere Tanks zu füllen.
Der ADAC warnt vor hohem Verkehrsaufkommen, pah, da sollen die anderen stehen, Luigi, ganz Italiener, wird überall durchschlüpfen! Zehn Stunden später sind wir eine Erfahrung reicher, auch für Luigi ist ein Stau ein Stau. Wir nähern uns im Schritttempo unserem ersten Etappenziel Golling.
War zwar anders geplant, egal, wir haben den gleichen Campingplatz erreicht, der uns vor drei Jahren beherbergt hat. Regenschirm raus, das Gasthaus Goldene Traube stillt Hunger und Durst. Der Regen trommelt uns in den verdienten Schlaf.
Mittwoch: Stausurfen 2
Na sowas, nach anfänglich ruhigen Verkehr hat uns zu High Noon der Stau eingeholt. In sanften Wellenbewegungen gleiten wir unserem nächsten Ziel entgegen.
Bibinje liegt in der Nähe von Zadar, deutlich kleiner und ruhiger. Auf einem Mini Campingplatz finden wir ein Plätzchen. (30€) Wir bewegen uns mit knurrendem Magen in Richtung Dorfkern und finden am Minihafen das Ribar Jere, mit Blick auf den Sonnenuntergang gibt es ein leckeres Essen. Noch ein paar Zeilen lesen, dann Kräfte sammeln für die nächste Etappe, hoffentlich ohne Stau. Kaum ist das Licht aus, umsirren uns ungebetene Gäste: Schnaken! Also Licht an und jagen. Die Erste fällt sofort, mit schneller Hand arbeite ich sie in die Wandoberfläche. Das wars, Licht aus. Ssssiiirrr, Ssssiiirrr, Ssssiiirrr, da haben wohl welche überlebt. Licht an, selbst die scharfsichtige Ina sieht keine. Also Licht aus, Ssssiiirrr, Ssssiiirrr, Ssssiiirrr, Licht an, keine zu sehen. Das müssen Tarnkappenmücken sein, nur die erste hatte einen Defekt. Ich gebe auf, nehmt mein Blut, trinkt euch satt und lasst uns schlafen gehen.
Donnerstag:
Drei Grenzen und ein Polizist
Der Tag beginnt sonnig und staufrei, super. Heute werden wir drei Grenzen überschreiten, die schönen Landschaften genießen und entspannt in Shkodra eintreffen so der Plan….Der erste Grenzübertritt nach Bosnien-Herzegowina war problemlos, die Straßen nicht. Eine mit Schlaglöchern übersäte Piste führt uns in Richtung Montenegro. Wir schlängeln uns durch enge Dörfchen, immer die 40 km/h beachtend. Nach dem Ortsausgang aufs Gas mit 60 km/h zum nächsten Dorf. Manchmal krampft meine Wade und ich fahre ein bisschen schneller. Das rächt sich umgehend, eine kleine Kelle winkt uns an den Straßenrand, What the fuck, wollen die ein Autogramm von den Held*innen (gegendert) der Straße? Nee, die wollen Euros, ein kleiner, kugelrunder Polizist kommt lächelnd ans Seitenfenster, Führerschein bitte, immerhin sagt er noch „bitte“. Die Behauptung, ich wäre 75 km/h statt 40 km/h gefahren endet in einer Zahlungsaufforderung, 50€ soll ich löhnen! Luigi und zu schnell, das kann doch gar nicht sein! Ich und Ina deuten einen Tränenausbruch an, das erweicht das korrupte Polizistenherz, neue Forderung 25€, zähneknirschend überreiche ich einen 50€ Schein bye bye Money. Noch immer lächelnd zieht er ein Bündel Euroscheine hervor und gibt uns das Wechselgeld. Strafzettel, Quittung? nein, ein Schelm der Böses dabei denkt. Freudestrahlend verabschiedet er sich mit “give me five“. Zur Strafe für uns verschlechtert sich die Straße nochmals.
Wir sehen aber, dass mit chinesischer Hilfe an einer Verbesserung gearbeitet wird (siehe Video, die Fahnen).
Grenze 2: Ein freundlicher, deutsch sprechender Grenzer (3 Jahre Frankfurt) empfängt uns in Montenegro. Auch die Straßen sind in bestem Zustand und lassen unsere Durchschnittsgeschwindikeit auf 70 km/h steigen, bis uns einmal kleines schwarzes Auto auf schmaler Strecke viele Kilometer auf Benzin sparende 50km/h ausbremst. Die Schafe tun ein übriges.
So wird es halt wieder eine 10 Stunden Fahrt.
Grenze 3:
Albanien, Shkodra, endlich am Ziel, noch mal schnell im Internet nachschauen, wo war jetzt der Camping? Die im Vorfeld erworbene eSim hat sich noch nicht aktiviert, nix Internet. Ich recherchiere mit teurem deutschen Provider und …. vor unserer Nase ist die Zufahrt zum Platz. Hoffentlich hat es geöffnet…..falscher Ansatz, durch die äußerst niederen Preise ist Albanien scheinbar das El Dorado der deutschen Rentner geworden. Der Platz ist wohl gefüllt mit Wohnmobilen, ein weiteres Rentnermobil? kein Problem, wir füllen eine kleine Lücke zwischen den anderen.
Die Albanische Meze am Seeufer ein Gedicht. Gute mückenfreie Nacht.